SEID GEGRÜSST IHR ABENTEURER UND ALL JENE, DIE ES WERDEN WOLLEN

„Bouken ni ikou“ – oder zu Deutsch: „Auf ins Abenteuer“ – lautete das Motto meines Reiseblogs, welchen ich während meines einjährigen Work&Travel Aufenthaltes in Japan geführt hatte. Natürlich kommt es immer drauf an, was man selbst unter einem ‚Abenteuer‘ versteht, aber für mich hätte es kein passenderes Motto geben können. Mein Arbeitsurlaub im Land der aufgehenden Sonne erwies sich als eine sehr spannende, faszinierende und prägende Erfahrung, welche ich jedem empfehlen kann, der seinen Horizont durch solch ein Abenteuer erweitern will. Doch was für eine Art Abenteuer war es nun für mich? Was gibt es alles zu beachten, was kann man erwarten? In diesem Bericht will ich auf all die Fragen eingehen, welche man sich als Work&Traveller oder vielleicht auch generell als Japanfan stellen mag.

Also wollen wir mal keine weitere Zeit verlieren …. Bouken ni ikou! (^0^)/

GRÜNDE UND EMPFEHLUNG

WIESO JAPAN?

Wir sitzen hier und fragen uns, was wir eigentlich vom Leben erwarten, wo wir herkommen, wo wir hingehen …. Naja, okay, vielleicht tun wir das auch nicht, aber auf alle Fälle kann es nicht schaden, für den Anfang erstmal zu ergründen, was eigentlich alles für ein derartiges Abenteuer in einem solch exotischen Land spricht.

Japan ist ein vielseitiges, faszinierendes Fleckchen auf dieser großen Welt und es kann viele Gründe geben, welche zu einem Urlaub, oder eben auch zu einem Working Holiday Trip einladen mögen. In meinem Fall fing es relativ klischeehaft mit der Vorliebe für japanische Videospiele, Anime und Manga an, doch es blieb nicht nur dabei. Die Musik, das Essen, die Religion, die Sprache die fremdartige Mentalität, die ganze Kultur des Landes hat mich mehr und mehr in ihren Bann gezogen, sodass ich praktisch nicht mehr umhinkam, alles einmal aus erster Hand zu erfahren. Und das am besten durch einen möglichst langen, intensiven Aufenthalt, bei welchem man viel herumkommt, zugleich aber auch genügend Zeit zur Verfügung hat, sich näher mit dem Land und seinen Menschen zu befassen, als es während eines gewöhnlichen, touristischen Urlaubes möglich wäre …. Working Holiday!

Aber natürlich muss man kein Otaku, Sushi-Fanatiker oder Sprachexperte sein, um sich an einem längeren Japanaufenthalt erfreuen zu können. Das ganze Land mit all seinen exotischen Bräuchen, Festen und sonstigen kulturellen Aspekten, mit seiner wunderschönen Landschaft und seinen aufregenden, bunten, modernen Großstädten, und vor allem mit den gastfreundlichen, zuvorkommenden Einwohnern, hat meiner Meinung nach für jeden etwas zu bieten, der bereit ist, in diese Welt einzutauchen. Letztendlich kommt es immer drauf an, was man selbst aus dem Abenteuer macht. Es stehen einem quasi alle (Schiebe)Türen offen. Ich persönlich halte diesen Aspekt von Work&Travel sogar für essenziell – die Freiheit, sich sein eigenes Abenteuer zu kreieren.

VORAUSSETZUNGEN UND VORBEREITUNG

WAS MACHT EINEN ABENTEURER AUS?

Nachdem wir uns nun im Klaren sind, weshalb wir dieses Unterfangen unbedingt wagen wollen, stellen wir uns auch schon der ersten Hürde: Papierkram! …. Na gut, lassen wir den langweiligen, bürokratischen Part hier mal lieber außenvor. Abgesehen von den üblichen, offiziellen Voraussetzungen für Working Holidays, gibt es natürlich diverse persönlichere und auch allgemeinere Faktoren, über welche man sich Gedanken machen sollte. Was macht einen guten Abenteurer in Japan aus? Kraft? Weisheit? Mut? Das Talent, in jeglichen Bahnen einschlafen und rechtzeitig vor der gewünschten Haltestelle wieder aufwachen zu können? (Letzteres könnte unter Umständen sogar der größte Vorteil im japanischen Alltag sein)

Was ich persönlich für sehr wichtig erachte, sind in erster Linie Offenheit, Toleranz und Flexibilität. In Japan laufen viele Dinge anders …. Und mit ‚anders‘ meine ich ‚komplett-verdreht-seltsam-unnachvollziehbar-anders‘. Meist handelt es sich bloß um Kleinigkeiten, oftmals nahezu unmerkliche Dinge – Gesten, Worte, Verhaltensmuster, Denkweisen –, doch wenn man sich tagtäglich mit neuen, fremdartigen Aspekten des Lebens in Japan konfrontiert sieht, kann es schon mal zu einem ordentlichen Kulturschock führen. Tatsächlich denke ich, dass jeder Europäer in Japan auf die eine oder andere Weise seinen persönlichen Kulturschock erlebt, da führt wohl kein Weg dran vorbei. Doch das ist keinesfalls etwas Schlechtes. Ist man etwas offen, tolerant und flexibel, wird man schnell merken, dass alles irgendwo seine Gründe hat, und dass man selbst sehr viel daraus lernen kann. Ich hatte mich ja bereits vor meinem Trip ausgiebig mit der exotischen Kultur Japans auseinandergesetzt, sodass sich mein Kulturschock in Grenzen hielt, doch selbst mir kam es vor, als müsste ich wie ein Kleinkind jeden Tag neue Dinge lernen, von welchen ich eigentlich dachte, sie bereits zu beherrschen (Einkaufen, Busfahren, Telefonieren, Tischmanieren, etc….) Aber auch das gehörte für mich zu den besten Aspekten meines Aufenthaltes – die Möglichkeit, meinen Horizont zu erweitern und völlig neuartige Lebensweisen zu erfahren. Das mag sich für manche vielleicht etwas kitschig oder klischeehaft anhören, aber glaubt mir, es ist ein unwahrscheinlich tolles Gefühl, jeden Tag etwas Neues erleben, Hindernisse überwinden und dazulernen zu können. Meist ist es gar nicht so schwer wie man denkt. Mit etwas Offenheit, Toleranz und Flexibilität 😉

Sprachkenntnisse sind ein weiterer wichtiger Aspekt, welchen man im Hinterkopf behalten sollte. Gleich mal als Faustregel vorweg: Work&Travel ist in Japan definitiv auch ohne wirkliche Japanischkenntnisse möglich, aber je besser man die Landessprache beherrscht, umso einfacher wird man es haben, bzw. umso mehr Möglichkeiten stehen einem offen. Ich habe Work&Traveller getroffen, deren Japanisch sich auf nicht viel mehr als die üblichen Gruß- und Dankesfloskeln beschränkt hatte, während andere nahezu flüssig sprechen konnten. Beides funktioniert auf seine Weise. Hier und da kommt man auch mit Englisch durch, aber bei weitem nicht überall. Jenseits der Großstädte kann man es sogar komplett knicken. Den Alltag kann man jedoch immer irgendwie meistern – sei es mit Hilfe von Übersetzungs-Apps am Handy, oder aber auf altmodische Weise durch Gestikulation. Die allgemeine Hilfsbereitschaft der Japaner wird einem ebenfalls so Manches erleichtern, aber darauf komme ich gleich nochmal zurück. Auf alle Fälle muss man nicht komplett auf ein Working Holiday Abenteuer verzichten, wenn man kein Japanisch kann. Man sollte sich lediglich bewusst sein, dass Sprachkenntnisse vieles vereinfachen und einem mehr Wege erschließen, wie beispielsweise verschiedene Jobs, oder auch einfach freundliche Unterhaltungen mit den Einheimischen. Letzteres habe ich persönlich am meisten genossen auf meinen Reisen. Ich hatte davor übrigens drei Jahre lang hobbymäßig Japanisch gelernt, und mir so zumindest einiges an Alltagskonversation angeeignet – nicht viel, aber genug, um sich über simple Dinge mit den unterschiedlichsten Leuten unterhalten zu können – auf alle Fälle empfehlenswert. Es müssen auch keine drei Jahre Selbststudium sein, aber bereits ein kleiner Grundkurs oder Ähnliches wird einem den Aufenthalt deutlich versüßen.

Als nächstes will ich auch einige Worte zum Thema ‚Reisekasse und Finanzielles‘ verlieren. Ganz generell ist Japan kein ganz günstiges Pflaster und man sollte auf alle Fälle einen gewissen Puffer zurückgelegt haben, wenn man nicht beabsichtigt, seinen Arbeitsurlaub gezwungenermaßen frühzeitig zu beenden, weil einem die Kohle ausgeht. Nicht dass es allzu wahrscheinlich wäre, aber je nach Ort, Situation, Sprachkenntnissen und sonstigen teilweise unvorhersehbaren Faktoren, kann es durchaus vorkommen, dass man mal eine längere Durststrecke ohne Einkommen überbrücken muss. Vor allem, wenn man viel reist und dementsprechend weniger arbeitet, wird man merken, dass dies ziemlich schnell auf den Geldbeutel schlägt. Natürlich kommt es immer drauf an, wie man lebt und was man sich gönnt. Ich persönlich habe versucht, die Balance zwischen Sparsamkeit und Ausgelassenheit zu wahren, und bin letztendlich auf Ausgaben von ca. 10000 Yen täglich gekommen, wenn ich unterwegs war. Unterkunft, Verpflegung, Transportkosten, Sightseeing, Souvenirs …. Allerdings soll dies lediglich ein grober Richtwert sein, denn die Art und Weise wie man sein Abenteuer letztendlich gestaltet, kann zu günstigeren oder auch deutlich teureren Tagen führen. Während den Zeiten, welche ich länger an einem Ort verbracht und gearbeitet habe, bin ich meist auf einen kompletten Ausgleich, oder sogar auf ein leichtes finanzielles Plus gekommen. Grundsätzlich gilt jedoch die Faustregel: Je größer der finanzielle Puffer, umso mehr Freiheiten kann man sich während des Abenteuers erlauben.

Wir haben uns nun also schon ein wenig über die Kultur des Landes informiert, ganz grobe Sprachkenntnisse erworben, ein bisschen was am Konto zusammengespart und blicken unserem Abenteuer offen und enthusiastisch entgegen. Gibt es sonst noch etwas, das man im Vorfeld beachten sollte? Nun ja …. das kommt ganz drauf an, wie spontan und selbstständig man ist. Manche planen bereits im Vorfeld alles im Detail durch, oder nehmen die Dienste von Work&Travel Agenturen in Anspruch, während andere sich lieber Hals über Kopf ins Ungewisse stürzen. Auch hier habe ich letztendlich versucht, eine gewisse Balance zu wahren, doch als unerfahrener Abenteurer kam es mir gelegen, mich vor der Reise und in der ersten Zeit vor Ort auf einen Ansprechpartner – also eben eine Work&Travel Agentur – stützen zu können. Des Weiteren habe ich viel auf eigene Faust recherchiert, Blogs und Berichte anderer Work&Traveller gelesen, Packlisten verglichen und mich möglichst frühzeitig zu allem möglichen Kleinkram informiert, wie z.B. benötigte Stromadapter usw…. (Oh glaubt mir, DAS war ein wirklich chaotisches Hin-und-Her!) Letztendlich sollte man im Vorfeld aber weder in Reiseparanoia, noch in völliger Lethargie versinken, sondern den für sich persönlich besten Mittelweg wählen.

LAND UND LEUTE

WAS ERWARTET EINEN AUF DEM ABENTEUER?

Es ist vollbracht! Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und wir sitzen im Flugzeug, bereit uns ins Abenteuer zu stürzen! Keine Bilder und Texte der Welt können auch nur ansatzweise das Erlebnis persönlicher Erfahrungen vor Ort ersetzen, doch voller Spannung und Vorfreude gehen wir im Kopf nochmal Berichte (wie diesen) durch, welche uns einen kleinen Vorgeschmack auf das Abenteuer liefern ….

Japan ist ein Land der Gegensätze. Das ist der allgemeinste Grundsatz, welchen ich im Laufe dieses Jahres selbst für mich entdeckt habe. Angefangen mit der Tatsache, dass es im stetigen Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne steht. Einerseits sind Japaner Experten darin, selbst in Zeiten der Globalisierung Großteile ihrer alten Kultur zu wahren, andererseits schreiten sie in Gebieten der Forschung und der Technologie stets mit großen Schritten voran. Alte Tempel und Schreine mischen sich häufig unter futuristische Hochhäuser. An Taschen findet man traditionelle Glücksbringer neben den aktuell beliebten Maskottchen diverser Medien hängen. Überall geben sich Vergangenheit und Zukunft die Klinke in die Hand, wenn man mit offenen Augen durch Japan schreitet. Diese und weitere Gegensätzlichkeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch alle möglichen Bereiche des Alltages und prägen die Mentalität der Leute auf eine Art und Weise, wie sie für uns Europäer manchmal nur schwer nachvollziehbar ist. Ab und zu wirkt es fast, als gäbe es nur Schwarz und Weiß, 100% oder 0%, nichts dazwischen. Aber das sind beinahe schon zu tiefgründige Gedankengänge, um sie einfach mal nebenbei in einem Erfahrungsbericht behandeln zu können. Letztendlich muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich möchte an dieser Stelle nur nochmal auf die zuvor erwähnte Toleranz und Flexibilität anspielen, welche ich für sehr wichtig halte.

Japaner sind grundsätzlich sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Das zeigt sich oft im Alltag durch kleine Gesten, aber hier und da bin ich auch schon auf sprichwörtliche ‚Lebensretter‘ gestoßen, um es mal etwas überdramatisch zu formulieren. Angefangen von Leuten, welche mich per Anhalter mitgenommen und an Orte gebracht haben, welche ich sonst nur extrem umständlich erreicht hätte, über Leute, die mich zum Essen eingeladen oder mir Dinge geschenkt haben, obwohl sie mich gar nicht wirklich kannten, bis hin zu Leuten, welche mir in Zeiten der Not sogar ihre Wohnung angeboten hatten (einmal musste ich sogar tatsächlich für zehn Tage auf solch ein Angebot zurückgreifen, was einen kompletten Reiseabschnitt meines Abenteuers gerettet hat). Über das ganze Jahr hinweg wurde ich immer wieder aufs Neue mit Herzlichkeit und selbstloser Hilfsbereitschaft konfrontiert, welche ich wirklich niemals für möglich gehalten hätte.

Allerdings ist hier auch Vorsicht geboten. Nicht unbedingt weil man Gefahr läuft, hinters Licht geführt zu werden (wobei mir auch das schon mal passiert ist …. aber generell ist Japan eines der mit Abstand sichersten Länder, was die Betrüger- und Verbrecherrate angeht), sondern weil nicht immer jedes hilfsbereit erscheinende Angebot auch so gemeint ist. Gastfreundschaft ist in Japan durchaus eine gängige Sache, aber wenn Angebote ZU freundlich erscheinen, sollte man all seine Sinne schärfen, um eventuelles ‚Tatemae‘ herauszufiltern. Tatemae ist im Prinzip die Kunst, auf oberflächlicher Ebene Konflikte zu vermeiden und dadurch stets eine freundliche Atmosphäre zu kreieren. Dazu gehört allerdings auch, dass man sich oft verpflichtet fühlt, Leuten Hilfe anzubieten, welche einem eigentlich selbst eher ungelegen kommt. Besonders als Ausländer fehlt einem für gewöhnlich das Gespür für subtiles Tatemae, sodass man gut beraten ist, je nach Situation, zuvorkommende Angebote erstmal ein zwei Mal abzulehnen, bis man merkt, dass der Gegenüber auch wirklich auf seiner Gastfreundschaft bestehen bleibt. Wenn man allerdings wachsam ist, wird man feststellen, dass man fast tagtäglich mit Tatemae in allen möglichen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen konfrontiert wird, wodurch man mit der Zeit ein immer besseres Gespür dafür entwickelt, was angebracht ist und was nicht. Viele finden es anfangs sehr mühselig, in der japanischen Gesellschaft dauernd zwischen den Zeilen lesen zu müssen, aber ich persönlich muss sagen, dass mich das Grundprinzip des Tatemae sehr fasziniert.

Abgesehen von Tatemae und Herzlichkeit, wird man in Japan auch auf viel Neugier stoßen, denn die meisten Einwohner kommen nur selten bis gar nicht aus ihrem eher abgeschotteten Inselstaat heraus. Das führt jedoch dazu, dass man unheimlich leicht ins Gespräch mit den verschiedensten Menschen kommt, welche ehrliches Interesse am Leben eines Work&Travellers in Japan oder auch an seinem Heimatland zeigen. Manche Japaner sind auch erpicht darauf, ihre Englischkenntnisse zu üben, während andere nur in ihrer Landessprache kommunizieren. Merken sie jedoch, dass man selbst einige Brocken japanisch beherrscht, kann man meist mit ehrlicher Bewunderung rechnen, weil man hier für gewöhnlich nicht davon ausgeht, dass ein Ausländer überhaupt irgendetwas auf Japanisch sagen kann. Umso mehr freut es die Einheimischen dann aber, wenn man ihnen das Gegenteil beweist. Es ist eine durchaus willkommene Abwechslung zur gegenteiligen Einstellung, welche manchmal bei uns im Westen vorzuherrschen scheint: „Ach, der Ausländer kann ja kaum unsere Sprache….“

Wir wissen also, dass Japan – je nach Perspektive – ein durchaus verrücktes Plätzchen sein kann, wo man als westlicher Mensch unweigerlich auf diverse Hürden stoßen wird – ob Kommunikation, Orientierung oder Verhaltensweisen –, aber dass man zugleich auch auf die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Einwohner zählen kann. Darüber hinaus sollte man eventuell noch erwähnen, dass es sich bei Japan allgemein um ein sehr bequemes Land für Arbeitsurlauber handelt, vor allem in den größeren Städten, wo man meist hervorragende – wenn oft auch etwas verwirrende – öffentliche Verkehrsverbindungen zur Verfügung hat, und generell alles findet, was man so zum Leben benötigt, oft sogar in nächster Nähe, ganz gleich wo man wohnt, und zwar 24/7. Das ist zum Großteil den ‚Konbini‘ zu verdanken, kleine Gemischtwarenläden, welche man zuhauf kreuz und quer im ganzen Land findet, in Städten quasi an jeder Ecke, aber auch nicht selten mitten in der Pampa. Ich bin beispielsweise mal längere Zeit in der prallen Sommerhitze entlang einsamer Wege, Wiesen und Felder gewandert, und zu dem Entschluss gekommen, dass es ein grober Fehler war, mir vorab keinen Hut zugelegt zu haben. Kurz darauf kam ich an einem Konbini vorbei, der – wie könnte es auch anders sein – Hüte im Sortiment hatte. Ein andermal war es Verband. Oder ein Stromadapter. Oder natürlich kulinarische Verpflegung. Diese Einrichtungen sind meiner Meinung nach wirklich des Abenteurers bester Freund! In solch einem komfortablen und sicheren Land, fällt es einem umso leichter, aus sich herauszugehen und eventuell hier und da das Risiko zu suchen. Und das führt mich auch schon gleich zum nächsten Punkt ….

ARBEITEN UND REISEN

WIE GESTALTET MAN EIN ABENTEUER?

Endlich angekommen im Land der aufgehenden Sonne, haben wir nun schon den Jetlag überwunden, und den ersten, kleinen Kulturschock erlebt, weil die Toilette komische Geräusche von sich gibt und einen nassspritzt, während man bloß verzweifelt den richtigen Knopf für die Spülung sucht. Ansonsten haben wir uns aber schon ganz gut eingefunden und sind bereit für ein Jahr voller weiterer, verrückter, japanischer Ereignisse. Aber …. wie sollte das am besten von statten gehen? Ganz einfach: Wie es einem selbst gefällt!

Okay, natürlich spielen auch die bisher erwähnten Faktoren, wie z.B. Sprachkenntnisse oder Reisekasse, alle eine gewisse Rolle. Aber im Prinzip ist ein Working Holiday Trip die beste Gelegenheit sich frei zu entfalten. Manche bleiben über längere Zeit hinweg eher stationär an einem Ort, nisten sich ein wenig ein, und nutzen die Zeit, um Sprachschulen zu besuchen, während sie nebenbei Minijobs nachgehen. Andere wiederum sind fast dauernd auf Achse, nie lange an einem Ort, und wechseln dadurch extrem häufig Arbeitsplätze. Wie immer bringt alles Vor- und Nachteile mit sich. Auf Reisen erlebt man natürlich extrem viel, macht unweigerlich jede Menge Bekanntschaften und kann die verschiedensten Orte erkunden. Dafür ist es allerdings auch recht teuer, nicht immer leicht, und bringt zwangsläufig jede Menge evtl. schmerzvolle Abschiede mit sich. Verweilt man hingegen länger an einem Ort, lebt man sich leichter ein, vertieft Freundschaften und kann eher die örtlichen Details erkunden.

Ich für meinen Teil habe ganz unterschiedliche Rhythmen ausprobiert. An manchen Orten war ich nur einen Monat, an anderen gleich drei. Von meiner jeweiligen Basis aus habe ich dann oft diverse Trips und Ausflüge unternommen. Wenn sich meine Zeit an einem Ort ihrem Ende näherte, habe ich mich meist möglich rechtzeitig um Job und/oder Unterkunft an meinem nächsten großen Ziel gekümmert, und bin dann erstmal von Stadt zu Stadt auf Reisen gegangen – mal nur zehn Tage lang, mal eineinhalb Monate lang – je nachdem, wie streng meine Planung war. Grundsätzlich habe ich aber versucht, immer flexibel zu bleiben.

Ein weiterer Aspekt, den jeder für sich selbst abwägen muss, ist die Frage nach Spontanität und Risikobereitschaft. Damit sind jetzt keine halsbrecherischen Aktionen, Glückspiel, oder Extremsportarten gemeint, sondern viel mehr die Art und Weise der Planung des Abenteuers. Manche planen gerne weit im Voraus und sehr detailliert, andere wiederum entscheiden öfter mal aus dem Bauch heraus und schauen, wo es sie hin verschlägt und was auf sie zukommt. (Nein, das ist kein Déjà-vu, das ist wirklich ganz ähnlich wie bei den Reisevorbereitungen im Vorfeld …. bloß, dass man innerhalb des Landes auf ganz andere Hindernisse stoßen kann) Ich habe versucht, einen gewissen Mittelweg zwischen den Extrema zu verfolgen, stets meine ungefähre Reiserute im Blick, aber zugleich immer offen für spontane Umplanungen, neue Ideen oder unerwartete Situationsänderungen. So kam es beispielsweise auch schon mal vor, dass ich Probleme hatte, eine günstige Unterkunft zu finden, dass ich mich mit den Zugverbindungen vertan, oder mich auch komplett verirrt habe …. drei Stunden lang …. inmitten trostloser Ruinen …. im Regen …. Ich will damit nur sagen, dass nicht immer alles nach Plan läuft, erst recht nicht, wenn man selbst zu vage oder nicht rechtzeitig plant. Bei weitem nicht alle Abschnitte meines Abenteuers waren gemütlich, locker oder stressfrei. Allerdings hatte ich es mir meist selbst so ausgesucht, weil es einfach meinem persönlichen Rhythmus entsprochen hatte. Das ist nicht jedermanns Sache, und viele gehen lieber auf Nummer sicher, was Reiseplanung anbelangt. Andere wiederum können über meine ‚Abenteuer‘ lediglich lachen, weil sie selbst sogar noch viel spontaner und waghalsiger sind.

FAZIT

Wie anfangs bereits erwähnt, ist es letztendlich allerdings genau diese Freiheit, die das Work&Travel Erlebnis so einzigartig macht – die Freiheit sein Abenteuer nach eigenem Ermessen zu gestalten, sich dabei selbst zu definieren, in gewisser Weise sogar selbst zu finden und über sich hinauszuwachsen. Ich für meinen Teil habe es definitiv so empfunden. Ich habe ganz neue Perspektiven entdeckt, Dinge über die Welt (in erster Linie natürlich Japan) und über mich selbst gelernt. Um ehrlich zu sein, war ich nie ein Abenteurer, viel eher der Typ Mensch, der sich sehr gut selbst daheim beschäftigen kann, oder gemütliche Spieleabende bei Freunden genießt. Und dennoch hat es mich in dieses exotische Land am anderen Ende der Welt gezogen, wo ich tatsächlich den Abenteurer in mir entdeckt habe. Auf alle Fälle eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nur weiterempfehlen kann. Und nicht vergessen: Ein Abenteuer ist, was man selbst draus macht!  ^^

Für weitere Anregungen könnt ihr einen Blick auf meinen Blog werfen (siehe Link unten). Falls ihr irgendwelche konkreten Fragen haben solltet, könnt ihr euch auch gerne direkt per E-Mail an mich wenden: sz-alex-oweb.de Abschließend wünsche ich allen, die ihr eigenes Abenteuer kreieren wollen, viel Spaß und Erfolg! Bouken ni ikou! (^0^)/